Chronik

Rückblick auf 155 Jahre Chorgesang in Eidengesäß

Vor 140 Jahren, im Jahre 1863 gründeten einige sangesfreudige Einwohner den ersten Gesangverein in Eidengesäß. Sie gaben dem Verein den Namen “Liederkranz“ und das Vereinslokal war die damalige Gaststätte Zinkhan, heute Lach, besser bekannt unter dem Namen „Tante Sophie“. Die Sängerzahl des Männerchores soll etwa 40 Sänger betragen haben. Fahnenweihe war ein Jahr später in 1864. Dirigenten waren die Herren Stock, Lach und Kienzle. Im Jahre 1922 musste der Verein aufgelöst werden, nachdem er sich von den grossen Verlusten, die der 1. Weltkrieg 1914 – 1918 dem Verein brachte, nicht mehr erholen konnte.

Als 2. Verein wurde im Jahre 1873 die „Harmonie“ gegründet. Vereinslokal wurde die Gaststätte Kildau, später Bohlender, der heutige „Löwe“. Fahnenweihe war im Jahre 1877. 1898 wurde 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Die Sängerzahl betrug vor dem 1. Weltkrieg 35 – 40 Sänger. Die Vereinstätigkeit wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. Wiederbeginn 1919 mit 60 Sängern. Dirigenten waren: Lehrer Hölzer, Lehrer Jung, Herr Lach Eidengesäß, Herr Dressbach Lieblos, Herr Kultau Großenhausen, Herr Merz Lieblos und Herr Lehrer Bethge Eidengesäß. 1923 kam es zu einem Bruch. Es wurde ein „Arbeiter-Gesangverein“ gegründet, der sich jedoch ein Jahr später wieder der „Harmonie“ anschloss. 1928 löste sich die Harmonie auf.
Von Mitgliedern der „Harmonie“ wurde am 25.6.1927 ein Sängerquartett ins Leben gerufen. 1928 schloss sich dem Sängerquartett ein gemischter Chor an. Als Dirigent dieser beiden Sangesgruppen wurde Herr Wilhelm Schleuning aus Eidengesäß berufen. Ein 1930 auf der Grummetwiese abgehaltenes Sängerfest wurde, bedingt durch Inflation und grosse Arbeitslosigkeit, leider kein grosser Erfolg. Im November 1932 gesellte sich dann noch ein Frauenchor dazu. Im Jahre 1933 war die Mitgliederzahl für den Männerchor 29, Gemischter Chor 50 und Frauenchor 21. Im Jahre 1933 löste sich der Verein auf. Die Mitglieder schlossen sich dem Turnverein an. Die Vorsitzenden waren August Riess und Ferdinand Bohlender. Vereinslokal war Jean Bohlender der heutige „Löwe“.

Im Jahre 1895 wurde als weiterer Verein der Männerchor „Sängerlust“ von den Sangesfreunden Heinrich Wiederspahn, Georg Glöckner, Heinrich Seyler und Jean Bohlender gegründet. Vereinslokal wurde die Gaststätte „Adler“, Inhaber Adam Schäfer, später Klippel und die heute zum evangelischen Gemeindezentrum umgebaute „Weisse Taube“. Es fanden sich ca. 35 aktive Sänger, die im Jahre 1902 schon ein Sängerfest feierten.

Dirigenten dieses Vereines waren von 1895 – 1933 die Herren Johannes Kienzle, Heinrich Kienzle, Michael Senzel, Lehrer Orth, Herr Knopp, Herr Dambruch und Herr Boos. Die Sängertätigkeit von 1933 – 1939 ging immer mehr zurück und kam 1939, zu Beginn des zweiten Weltkrieges, ganz zum Erliegen. So blieb es bis Ende des Krieges 1945.

Der Krieg von 1939 – 1945 hinterließ auch in Eidengesäß, wie in allen anderen Orten und Städten seine Spuren. Viele der zur Wehrmacht eingezogenen Männer verloren in den schrecklichen Kriegsjahren ihr Leben und kehrten nicht mehr zurück. Das machte sich nach Ende des Krieges auch ganz besonders in den Vereinen bemerkbar.

So wurde im November 1945 die Kulturgemeinde ins Leben gerufen. Unter anderem gab es auch wieder eine Abteilung Gesang, in der sich ehemalige Sänger und Sängerinnen, neben Heimatvertriebenen und Evakuierten zusammenfanden, um sich dem Gesang zu widmen und das kulturelle Leben zu pflegen. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass alle 4 Wochen die Lokale zum „Löwen“ und zum „Adler“ für die Gesangstunden gewechselt wurden, da jedes Probelokal seinen eigenen Notenschrank hatte und im Chor der Kulturgemeinde Sänger und Sängerinnen aus Chören der verschiedenen früheren Vereinen sangen. Für den damaligen Notenwart keine leichte Aufgabe. Da Herr Schleuning noch nicht zur Verfügung stand, entschied man sich für Herrn Heinrich Wagner aus Roth, der als erster Chorleiter nach dem Krieg gute Arbeit leistete bis Herr Schleuning ab 1950 den Chor wieder übernahm.

Unter der musikalischen Leitung von Herrn Schleuning ging es mit ca. 60 aktiven Sängerinnen und Sänger stetig aufwärts und es wurden beachtliche Erfolge bei Wertungssingen errungen. Auch bei Konzerten und Liederabenden von befreundeten Vereinen waren der Männer- und Gemischte Chor gern gesehene und gehörte Gäste. Ein besonderer Höhepunkt war dann das Fest anlässlich 100 Jahre Chorgesang in 1963, verbunden mit der Verleihung der Zelterplakette durch den Hessischen Kultusminister und ein Wertungssingen mit 12 Gastvereinen.

Auch im Jahre 1970 wurde im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Kulturgemeinde ein hervorragend besetztes Wertungssingen veranstaltet und 1983 fand wieder ein Fest zum Jubiläum 120 Jahre Chorgesang mit Freundschafts- und Wertungssingen statt.

Nachdem Wilhelm Schleuning im Jahre 1972 nach 45-jähriger Dirigententätigkeit aus Altersgründen abtrat, hatte er für seine langjährigen Verdienste um den Chorgesang viele Ehrungen erfahren, bis hin zum Bundesdesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und die Ernennung zum Ehrenchormeister.

Als nächsten Dirigenten konnten wir Herrn Günther Huth aus Geiselbach verpflichten, der den Chor von 1972 – 1977 leitete.
Es kam erstmals 1973 ein Jugendchor dazu, der sich nach einigen erfolgreichen Auftritten jedoch 1976 wieder auflöste.

Es folgt eine Aufzählung der Chorleiter bzw. Chorleiterinnen nach Herrn Huth bis heute:

von 1977 – 1980     Herr Dagobert Schaaf, Heingründau
von 1980 – 1983     Herr Gerd Zellmann, Altenhaßlau
von 1983 – 1985     Frau Irmgard Hanselmann, Eidengesäß
von 1985 – 1991      Herr Veit Oehler, Hasselroth
von 1991 – 1998      Frau Renate Wagenhäuser, Hailer
von 1999 – 2001     Herr Martin Winter, Ransbach
von 2002 – 2007    Herr Michael Habermann, Gründau
von 2007 – 2010     Frau Renate Iffland, Niedermittlau
von 2010- 2015       Frau Britta Wagenhäuser, Hailer
seit 2015                   Herr Jörg Schmalfuß

Diese Chronik wäre unvollständig, wenn nicht die Namen genannt würden von 2 Mitbegründern der Kulturgemeinde und Sänger der Abteilung Gesang. Dies waren Ludwig Lach der von 1945 – 1950 als 1. Vorsitzender die Geschicke unseres Vereins lenkte und sein Nachfolger Ferdinand Bohlender, Altbürgermeister, der von 1950 bis zu seinem Tod 1968 den Verein führte.

Die Abteilungsleiter Abteilung Gesang waren:

von 1945 – 1949     Jean Bohlender und Karl Lach
von 1949 – 1950     Franz Matthies und Jean Bohlender
von 1950 – 1960     August Weiss und Wilhelm Riess
von 1960 – 1968     Heinz Brandenstein und Jakob Laubhan
von 1968 – 1979     Heinz Brandenstein und Wilhelm Seyler
von 1979 – 1989    Heinz Brandenstein und Käthe Lach
von 1989 – 1994    Günter Raderkopp und Elisabeth Heidenreich
von 1994 – 2005    Ulrich Lochmann und Günter Raderkopp
von 2005 – 2008    Ulrich Lochmann und Reinhold Seyler
von 2008 – 2009    Ulrich Lochmann und Werner Weitershagen
von 2009 – 2011    Werner Weitershagen und Reinhold Seyler
von 2011 – 2015    Ulrich Lochmann und Reinhold Seyler
von 2015 – 2019    Ralf Holzschuh und Rosi Farr
seit 2019                Claudia Klinsmann-Ungermann und Ralf Holzschuh

Bei dieser Aufzählung darf der Name von Jakob Laubhan nicht fehlen, der die Kulturgemeinde 25 Jahre als 1. Vorsitzender zusammenhielt bis zum Jahre 1994. Dann gab es einen Generationswechsel, bei dem sich die Theatergruppe und die Musikabteilung selbständig machten, so dass unter dem Dach der Kulturgemeinde nur noch der Gemischte Chor verblieben ist.